Rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel landen alleine in Deutschland jährlich auf dem Müll. Laut einer Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft aus dem August 2021 liegen die privaten Haushalte ganz oben unter den Verursachern von Lebensmittelabfällen. Von diesen 12 Millionen Tonnen landen insgesamt ganze 6,1 Millionen Tonnen (52%) Lebensmittel im privaten Müll. Höchste Zeit zu lernen, wie wir das verhindern können.
1. Plane deinen Einkauf
Hier liegt wohl der wichtigste und größte Hebel zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen. Erstelle dir vor dem Einkauf einen Einkaufsplan und stolpere nicht hungrig ins Geschäft, um Heißhunger-Einkäufe zu vermeiden. Vielleicht erstellst du dir eine Wochenübersicht und überlegst, auf welche Rezepte du für die nächsten Tage Lust hast. So kannst du auch direkt zu hause checken, welche Zutaten noch vorrätig sind und vermeidest, diese doppelt zu kaufen. Vermeide auch Großeinkäufe ohne vorherigen Plan und kaufe nur die Mengen ein, die du auch wirklich benötigst. Denn sonst bist du verleitet, Lebensmittel einfach nur wahllos in den Einkaufswagen zu stopfen und schaffst es nicht, diese zu verbrauchen, bevor sie verderben. Bist du nicht so der*die Vorausplaner*in? Dann ist es besser, die Einkäufe auf mehrere kleine Shoppingtouren pro Woche zu verteilen und immer nur so viel zu kaufen, wie du verwerten kannst.
2. Es gibt kein hässliches Obst und Gemüse
Oftmals beherrscht noch das Bild des “perfekten” Produkts die Köpfe der Verbraucher. Obst und Gemüse, das nicht der Norm entspricht, gelangt deshalb gar nicht erst in den Handel und wird vorher bereits entsorgt. Auch vermeintlich “hässliche” Ware entpuppen sich meist als Ladenhüter und finden weniger oft ihren Weg in den Einkaufskorb. Doch ob die Zucchini einen leichten Kratzer hat, die Möhre krumm und verwachsen aussieht oder die Zwiebel schon ein wenig Schale verloren hat – schmecken tun die Lebensmittel genauso gut und Gemüse und Obst sind nun mal Naturprodukte! Also gerne mal die Perfektions-Brille beim Einkauf ablegen oder direkt zu Anbietern wie Etepetete wechseln, ein Bio-Onlinehändler für krummes Obst und Gemüse.
3. Zero Waste Cooking
Beim Kochen landen meist Gemüse- und Obstkomponenten im Müll, obwohl sie das oft gar nicht müssten, denn viel mehr ist ess- und verwertbar, als man denkt. So können beispielsweise Gemüsereste im Gefrierschrank aufbewahrt werden, um daraus hin und wieder köstliche Gemüsebrühen zu kochen. Die wunderbare Köchin und Buchautorin Sophia Hoffmann (wir auf der Farm sind riesige Fans ihrer Arbeit), beschäftigt sich seit einigen Jahren schon mit dem Thema der Lebensmittelverwertung in der Küche und hat dazu bereits mehrere Kochbücher, Ratgeber-Videos, Artikel und Interviews veröffentlicht. Wir versprechen zahlreiche Aha-Momente!
4. Saisonal und regional einkaufen
Saisonales Obst und Gemüse wird dann zum Verkauf angeboten, wenn es reif ist (logisch, oder?). Das Obst und Gemüse weist dann auch die höchsten Gehalte an Geschmacksstoffen sowie an Vitaminen und Nährstoffen auf. Lebensmittel, die gerade Saison haben, halten sich zudem länger. Kurze Transportwege durch einen regionalen Anbau garantieren außerdem die beste Frische und die kurzen Wege schonen die Umwelt und belasten den persönlichen Klimafußabdruck nicht so stark. Außerdem ist das saisonale Angebot meist preiswerter. Der Saisonkalender für Obst und Gemüse des Umweltmagazins Utopia kann eine gute Orientierungshilfe sein, um den Einkauf ab nun besser zu planen.
5. Lass dich nicht von XXL-Angeboten locken
Klar, für große Familien mit dem entsprechenden Verbrauch klingen XXL-Mengen oder “Zahl zwei, krieg drei”-Angebote verlockend und sind am Ende mit einem entsprechenden Verbrauch auch sicherlich ein preisgünstiger Deal. Wenn man jedoch nur zu diesen Angeboten greift, weil der psychologische Spareffekt einsetzt, der dritte Joghurt am Ende aber trotzdem nur im Müll landet, spart man kein Geld und sorgt am Ende nur für noch mehr Lebensmittelverschwendung. Kaufe also nur so viel, wie du auch wirklich verbrauchst.
6. Hör auf dein Bauchgefühl
Die Zeiten von Übersättigung und Völlegefühl sind vorbei, wenn wir wieder lernen auf unser eigentliches Hunger- und Sättigungsempfinden zu hören. Essensangebote sind in unserer Gesellschaft omnipräsent und sehr leicht zugänglich. Viele Menschen haben so verlernt, nur dann zu essen, wenn man auch wirklich Hunger verspürt oder dann mit dem Essen aufzuhören, wenn die Sättigung eintritt. Wir sind übergroße Portionen gewöhnt und auch in Restaurants landet so viel mehr auf dem Teller, als man eigentlich essen kann. Oder eben auch nicht und übrig bleiben Reste, die im Gastronomiebetrieb nur weggeworfen werden können. Warum also nicht einfach kleinere Portionen kochen, bestellen oder am Buffet holen? Und wenn dann doch mal etwas übrig bleibt, hilft der nächste Tipp.
7. Auf die Lagerung kommt’s an
Denn diese verlängert die Haltbarkeit von Lebensmitteln. Nudeln, Mehl, Couscous, Linsen und Öle mögen es trocken im dunklen Regal. Südfrüchte sollten bei Zimmertemperatur gelagert werden. Salat, Gemüse und Obst werden am besten im Gemüsefach des Kühlschranks aufbewahrt, da sie bei einer Luftfeuchtigkeit von rund 60% nicht so schnell welken. Plastik sollte von Gemüse entfernt werden, da es durch das entstehende Kondenswasser schneller verderben kann. Am besten direkt ohne Plastik kaufen. :) Salat bleibt in ein feuchtes Tuch gewickelt länger frisch. Zudem: Neue Lebensmittel im Kühlschrank nach hinten sortieren, ältere nach vorne. Offene Konserven in Behälter aus Glas, Metall oder Kunststoff umfüllen. Äpfel und Kartoffeln halten sich kühl und dunkel gelagert extrem lange - am besten ab in den Keller mit ihnen. Lauchzwiebeln bleiben in einem Glas Wasser lange frisch (und sie wachsen darin sogar weiter).
8. Schrumpelig ist nicht gleich schlecht
Der Apfel hat schon ein paar Altersfalten bekommen oder die Banane ist mittlerweile eher braun als gelb? Älteres Obst und Gemüse muss dann trotzdem nicht gleich schlecht sein und findet noch zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten. Aus alten Äpfeln lässt sich noch prima ein Apfelmus oder eine Marmelade kochen. Die braunen Bananen ergeben ein leckeres Bananenbrot. Labbriges Gemüse kann man noch prima zu Eintöpfen oder einem Curry verkochen oder einlegen. Betagtes Obst wandert in den Mixer. Im Smoothie merkt man dem Obst die Schönheitsfehler nämlich gar nicht mehr an. Nicht mehr ganz so frisches Gemüse kann auch noch zur frischen Suppe verkocht werden oder als Basis für Brühen dienen.
9. Einpacken und einfrieren
Dosen, Schraubgläser oder die gute alte Tupperbox freuen sich großer Beliebtheit, denn mal ehrlich - lieber lässt man sich im Restaurant doch seine Reste einpacken, als dass diese weggeschmissen werden, oder?
Zuhause kann man wahnsinnig viele Lebensmittel einfrieren. Butter-Reste, Milch oder Sahne, Brötchen, Gewürze oder Reste von Wurst und Schinken und sogar Eier lassen sich frosten (letztere jedoch nur ohne Eierschale, da sie sonst platzen würden).
Ganz im Sinne des Zero Waste Kochens lassen sich übrig gebliebene Gemüsereste einfrieren und später zu einer leckeren und frischen Brühe verkochen.
10. Resteküche
Challenge accepted! Aus Lebensmittel-Überbleibseln neue Gerichte zaubern regt die Kreativität an, da man hier komplett im Freestyle-Modus ans Werk geht und ohne Rezept kocht. Und die Möglichkeiten in der Reste-Küche sind riesig! Kartoffeln, Nudeln oder Reis bleiben schnell mal vom Vortag übrig. Verarbeite sie doch einfach zu knusprigen Bratkartoffeln oder leckeren Nudelgerichten. Bei Reispfannen sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Auch für altes Brot, Brötchen oder Brezeln sind die Möglichkeiten unglaublich vielfältig. Diese können solange trocken und dunkel gelagert werden, bis eine ausreichende Menge zusammengekommen ist. Danach würfelt man die Brotreste und kann daraus leckere Knödel zaubern.
11. Die Sache mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum
Regel Nummer eins: Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist (bis auf Fisch und Fleisch vielleicht) kein Verfallsdatum! Verlass dich beim Verarbeiten deiner Lebensmittel primär auf deine Sinne und nicht das bloße Datum. Denn das MHD gibt nur an, bis zu welchem Datum ein Hersteller die Haltbarkeit seines Produkts auch garantiert und das Produkt seine (in der Werbung) angepriesenen Eigenschaften behält. Es sagt aber nichts darüber aus, bis wann das Lebensmittel tatsächlich noch genießbar ist. Gerade Joghurt, Sahne oder sonstige Kuhmilchprodukte sind oft noch weit über das MHD einwandfrei.
12. Lebensmittel wertschätzen
Lebensmittel sind zumindest in unserer Gesellschaft für einen Großteil der Bevölkerung jederzeit einfach zugänglich. Bei all dem Überangebot im Supermarkt und der ganzjährigen Verfügbarkeit auch von exotischen Lebensmitteln, vergisst man leicht, wie wertvoll unsere Produkte eigentlich sind. Bis das Essen auf unserem Teller landet, wurde es aufwendig angebaut, geerntet, produziert, weiterverarbeitet, verpackt, verschifft oder geflogen. Es hat mitunter viele Ressourcen, Land, Wasser und Co2-Emissionen verbraucht. Vielleicht hat sogar ein Tier sein Leben gelassen. Und letztlich haben wir es mühevoll zubereitet. Grund genug, es zu genießen! Das sollte man sich immer mal wieder bewusst machen, denn so geht man bewusster mit seinen Nahrungsmitteln um. Und nur, wenn man sein Essen wertschätzt, wird es schmerzhafter, es zu verschwenden.
13. Apps, um Essen zu retten
Wer bereits produzierte Lebensmittel vor der Tonne retten möchte, muss nicht unbedingt Containern gehen, sondern kann sich über tolle Apps versorgen. Mit der kostenlosen “Too Good To Go”-App kann man Resteboxen zum kleinen Preis kurz vor Ladenschluss bei teilnehmenden Restaurants oder Anbietern abholen. Dabei bekommt man leckere Gerichte oder noch haltbare Lebensmittel schon ab zwei Euro. Der Onlineshop “Sirplus” bringt noch brauchbare Lebensmittel zurück in den Kreislauf und rettet sie so vor dem Müll. Die Lebensmittelboxen kann man sich ganz bequem nach Hause bestellen. „Zu gut für die Tonne“ heißt eine App des Bundesministeriums. Hier gibt’s Reste-Rezepte von bekannten Köchen und Tipps zum Einkauf.
14. Verpackungen sparen
Wenn wir Lebensmittel kaufen, die dann im Müll landen, ist das doppelt unglücklich, denn damit haben wir vermutlich auch Verpackungsmüll produziert. Versuche daher schon beim Einkaufen unnötige Verpackungen zu reduzieren. Gehe am besten mit einem Obstnetz oder Stoffbeutel in den Laden oder auf den Markt und greife zu den unverpackten Produkten. In Bio-Läden wird die Unverpacktphilosophie in der Gemüse- und Obstabteilung bereits vorbildlich gelebt, aber auch normale Supermärkte bieten immer weniger Verpackungen an. Bei Blue Farm arbeiten wir deutschlandweit mit über 60 offline und online Unverpacktläden zusammen (wie etwa Alpakas), bei denen das Low Waste-Prinzip ganz groß geschrieben wird. Eine weitere Möglichkeit, die dir zusätzlich noch Zeit spart, ist das Abonnement einer Biokiste.